Samstag, 9. November 2013

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Veränderung beginnt im Kleinen

... und kleine Wesen verändern die Ganze Welt.


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Entmündigung beginnt im Kreißsaal

 
Vor einer Woche habe ich mein zweites Kind bekommen. Um die bestmögliche Versorgung für mein Kind zu ermöglichen, entschied ich mich für eine Entbindung im Krankenhaus. Es verlief alles reibungslos, wie von der Natur vorgesehen. Trotzdem war das Wunder der Geburt für mich keine durchweg positive Erfahrung, denn bereits im Kreißsaal wurde mir klar, dass die Fremdbestimmung des Lebens schon dort mit der Entmündigung der Eltern beginnt!
 
Drei  Beispiele, die der einen oder anderen Mutter vielleicht bekannt vorkommen könnten:
 
  1. Nach einem Blasensprung wird "vorsorglich" eine Kanüle im Arm angebracht, damit unter Umständen Medikamente intravinös verabreicht werden können. Dabei steht keinesfalls fest, ob eine Medikamentengabe überhaupt notwendig sein wird. Das Legen dieses Zugangs ist schmerzhaft und das Tragen der Kanüle sehr unangenehm, besonders unter der Geburt, weil sie daran hindert, sich frei zu bewegen. Als ich das Legen des Zugangs zunächst einmal ablehnte, stieß ich bei den beiden zuständigen Ärztinnen auf Unverständnis und Verwunderung. "Aber das wird doch immer so gemacht", hieß es. Was für eine Begründung! Die Medikamentengabe war bei mir übrigens NICHT notwendig!
  2. Um die Herztöne des ungeborenen Kindes zu überwachen, wird in regelmäßigen Abständen ein CTG (Kardiotokografie) angelegt, das auch die Wehentätigkeit anzeigen soll. Dass die Geburt für ein Kind eine Stresssituation darstellt, ist wohl allen klar. Aber eine permanente Überwachung, die nur durch eine Verkabelung und das Umschnallen von Kontakten erreicht werden kann, war für mich als Gebärende noch stressiger als die Geburt an sich. Wieder wird die Bewegungsfreiheit, die für mich ungeheuer wichtig war, eingeschränkt! Dass eine gestresste Mutter ein gestresstes Kind zur Folge hat, scheint kaum einem Arzt klar zu sein. Da es mir natürlich sehr wichtig war, dass es meinem Kind gut geht, habe ich zunächst nichts gegen das CTG eingewendet. Als mir die Ärztin jedoch in der Endphase die Kontakte auf den Bauch presste (äußerst unangenehm) und die Gurte anlegen wollte, hatte die Höflichkeit ein Ende und mir blieben nur die eindeutigen Worte: "Das Kind kommt auch ohne CTG raus!" (sogar unter Presswehen konnte ich mich noch so höflich ausdrücken)
  3. In der Endphase der Geburt wird man "freundlich" dazu gedrängt, sich auf einem Bett auf den Rücken zu legen. Das war mir schon bei der Geburt meines ersten Kindes zuwider und auch dieses Mal äußerte ich bereits im Vorfeld meinen Wunsch, auf keinen Fall lieged gebären zu wollen. Es entsprach ganz und gar nicht meinen Bedürfnissen in der Situation und ist übrigens evolutionär völlig unnatürlich. (Frauen verkrochen sich meist hockend in eine dunkle Ecke und lagen nie wie auf einem Präsentierteller!)

Mein Fazit:
Entscheidet man sich für eine Entbindung im Krankenhaus, fügt man sich in ein System, das nur sehr widerwillig zulässt, wenn man als "Patient" seine Bedürfnisse äußert. Ist man nicht mit einer ungeheuren Portion Selbstbewusstsein ausgestattet, passiert es schnell, dass man entmündigt wird und Maßnahmen eingeleitet werden, die nicht nur dem reinen Überleben dienen, sondern oft überflüssig, aber dafür nicht weniger unangenehm sind. Wenn Schwangerschaft keine Krankheit ist, wieso wird die Geburt dann als solche behandelt? Die so genannten Vorschriften und Krankenhausrichtlinien scheinen für Ärzte über den Interessen des Patienten zu stehen, auch in der wunderbaren Situation einer Geburt. 

Was hat nun die Geburt mit dem Lernen zu tun? Parallelen zwischen dem Wunder der Geburt und dem Wunder des selbstmotivierten Lernens lassen sich leicht feststellen, denn auch der wunderbare Akt des Lernens wird allzu schnell zum Horrorerlebnis, wenn Lehrpläne und Bildungsstandards über den Interessen der Kinder stehen.